"Dahin gelangt, wohin sich Gespräche über den Glauben verlagert haben"
Der Generalkonvent zu dem der Regionalbischof einlädt, ist eine Art Vollversammlung aller Pastorinnen und Pastoren im Sprengel und findet einmal im Jahr statt. Im vergangenen Jahr fiel der Generalkonvent Pandemie bedingt aus, in diesem Jahr wurde er mehrfach umgeplant, um der Corona-Lage gerecht zu werden. Die Marienkirche in Osnabrück bot am 6. Oktober den Raum und alle weiteren personellen und technischen Voraussetzungen, um dieses Treffen in Präsenz wieder zu realisieren. Für Regionalbischof Friedrich Selter, der mitten in der dritten Pandemie-Welle Anfang März in St. Marien eingeführt wurde, war der Generalkonvent an diesem Ort so etwas wie die Auftaktveranstaltung im Sprengel. „Die Zeit der Pandemie hat vielen von uns sehr zugesetzt. Aber in Larmoyanz sind wir nicht verfallen", betonte er in seiner Predigt und erinnerte an die vielen kreativen Einfälle und Angebote, mit denen Gemeindeglieder trotzdem erreicht wurden. "Mit Gottesdiensten per Video, gedruckten Andachten, die wir an die Hecken und Zäune gehängt und in vielen Gemeinden an alle Haushalte verteilt haben, sind wir eine Zeitlang sogar dahin gelangt, wohin sich Gespräche über den Glauben laut der letzten Kirchen-Mitgliedschafts-Untersuchung ohnehin verlagert haben, nämlich in den häuslichen, den familiären Raum.“ Am Ende des gut vierstündigen Treffens der etwa 80 Geistlichen dankte der Regionalbischof der Mariengemeinde und dem Küster für die gastfreundliche und professionelle Begleitung und allen Teilnehmenden für den intensiven Austausch. Thematisch ging es um die Frage in welcher Weise die Corona-Krise Kirche und Pastorenschaft verändert (hat), wo sie Neues ermöglicht hat und anderes verloren gegangen ist. Den Impulsvortrag dazu hielt Prof. Dr. Alexander Deeg, evangelischer Theologe und Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig. Regionalbischof Selter hatte ihn vor einigen Jahren bei einer Tagung zum Thema „Jazz und Liturgie“ in dessen Liturgiewissenschaftlichem Institut in Leipzig getroffen und zu diesem Vortrag eingeladen. Per Videoschalte wurde er auf eine große Leinwand im Altarraum übertragen, über die zuvor auch Landesbischof Ralf Meister die Versammlung begrüßt hatte. Dass Intensität, Dichte und Austausch trotz der Distanz von mehreren hundert Kilometern möglich sind, war eine der positiven Erfahrungen, die auch inhaltlich das Thema „Körperlichkeit“ in der Diskussion um Digitalisierung der Kirche berührte. Die Corona-Krise sei zugleich Indikator und Katalysator großer Herausforderungen, so Professor Deeg. Diese betrachtete er in seinem Vortrag unter den Oberbegriffen Engagement, Präsenz, Relevanz, Zeugnis und Theologie. Der fixierte Blick auf die eigene Relevanz verstelle bisweilen die Chance auf wirkliche Relevanz, war eine These des Wissenschaftlers. Eine andere die Notwendigkeit zu mehr Dialog: „Wir müssen lernen, uns mit den Gemeinden nach Gott auszustrecken“, formulierte der Theologe.
(Text und Fotos: Öffentlichkeitsarbeit Sprengel Osnabrück, Brigitte Neuhaus)