Krieg in Europa
Das Unvorstellbare ist eingetroffen: ein Krieg in Europa. Am 24. Februar 2022 hat Russland einen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. Der Krieg herrscht nicht nur im Osten der Ukraine, sondern auch in den bislang friedlichen Regionen des Landes. Raketen schlagen in Wohnblöcke und Häuser ein, treffen eine unschuldige Zivilbevölkerung. In den Großstädten suchen Menschen verzweifelt Schutz in U-Bahnhöfen, Tiefgaragen und Kellern. „Den Preis für diesen Krieg werden die Menschen zahlen, die vollkommen unverschuldet ihre Sicherheit und ihr Zuhause verlieren werden“, sagt Dagmar Pruin, die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe.
Massive Fluchtbewegungen in die angrenzenden europäischen Nachbarländer haben begonnen. Stündlich steigen die Zahlen der Menschen, die über die Grenzen nach Polen, Rumänien, Ungarn, die Slowakei und die Republik Moldau fliehen. Bislang haben sich rund 400.000 Menschen außer Landes in Sicherheit gebracht, die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. An den Grenzen spielen sich dramatische Szenen ab, denn die Männer müssen zurückbleiben, um das Land zu verteidigen. Mit Zügen und Bussen werden die Flüchtlinge in Großstädte und Sammelunterkünfte weitergeleitet.
Notleidende Bevölkerung
Der Krieg trifft eine ohnehin notleidende und schwer traumatisierte Bevölkerung. Selbst ohne die aktuelle Eskalation benötigen in 2022 fast drei Millionen Menschen in der Ukraine humanitäre Hilfe, darunter mehr als 290.000 Binnenvertriebene. Doch diese Zahlen werden jetzt drastisch steigen. Vor allem die Zivilbevölkerung aus den östlichen Gebieten Luhansk und Donetsk versucht sich in westlich gelegeneren Landesteilen in Sicherheit zu bringen. Außerdem fliehen viele Einwohner:innen aus Großstädten in ländlichere Regionen.
„Viele Menschen suchen Zuflucht bei Familien und Verwandten“, berichtet Michael Frischmuth, Programmleiter der Diakonie Katastrophenhilfe. „Das betrifft sowohl die Binnenvertriebenen als auch die Flüchtlinge, die das Land verlassen.“ Doch innerhalb der Ukraine gibt es derzeit keinen sicheren Ort, denn Kämpfe sind überall möglich. „Besonders hart trifft es diejenigen, die ohnehin schon hilfebedürftig waren und in der Nähe der Kontaktlinien im Osten des Landes leben, sowie Menschen mit eingeschränkter Mobilität, Alte und kranke Menschen“, so Frischmuth weiter.